Chronologie: Von der Idee zum Erinnerungsort

1. Die Arbeitsgruppe: Wiederentdeckung der ehemaligen Stasi Untersuchungshaftanstalt
2. Der Verein: Auf dem Weg zum Erinnerungsort
3. Die Eröffnung und Gestaltung des Erinnerungsortes

1. Die Arbeitsgruppe: Wiederentdeckung der ehemaligen Stasi Untersuchungshaftanstalt

Anfang des Jahres 2006 entstand auf Initiative des damaligen Landtagsabgeordneten Michael Körner eine Arbeitsgruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger, die sich die Aufgabe stellte, die Geschichte der ehemaligen Stasi Untersuchungshaftanstalt in der Töpferstraße Neustrelitz nachzuzeichnen und sie dem Vergessen zu entreißen. Nur in groben Zügen wusste man, dass hier politische Gefangene untergebracht worden waren. Von ihnen, ihren Verurteilungen und ihren Schicksalen, war kaum etwas bekannt.
Der Zustand des Hafthauses entsprach nahezu authentisch der Zeit, als die Stasi 1987 das Gebäude verlassen und die Untersuchungshaft nach Neubrandenburg verlagert hatte.
Noch 2006 entstand in Kooperation mit dem Neustrelitzer Gymnasium Carolinum ein Schülerprojekt zur Geschichte des Hafthauses.

2007
Vor der beabsichtigten Sanierung des Komplexes konnte durch intensive Gespräche erreicht werden, dass bauliche Veränderung am Hafthaus nur nach Rücksprache mit der Initiativgruppe durchgeführt werden.
Die Vorstellung eines Nutzungskonzeptes für den Gedenkort nach dem philosophischen Ansatz von Foucault fand große Aufmerksamkeit.

2008
Bildungsminister Tesch und die Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit Marianne Birthler besuchten den Gedenkort. Der Dokumentarfilm von Jörg Herrmann mit dem Titel „Einen Namen hast du da nicht gehabt“, in dem drei ehemalige Häftlinge berichten, wurde erstmals am Tag des offenen Denkmals vor über 300 Besuchern gezeigt.

2. Der Verein: Auf dem Weg zum Erinnerungsort

2011
Gründung des Vereins „Erinnerungsort Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR – Töpferstraße e.V.“ Kurzform: „Stasi-Haftanstalt-Töpferstraße e.V.“ am 28. 3. 2011. Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Nutzungsgeschichte des Hafthauses.
Der Ist-Stand des Gebäudes wurde in einer Fotodokumentation festgehalten.
Im Gespräch mit der Landeszentrale für politische Bildung, Politische Memoriale e.V. und der Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen wurden Grundsatzüberlegungen für die weitere Vereinsarbeit erörtert

2012
Das „Konzept zur zukünftigen Nutzung der MfS-Untersuchungshaftanstalt Neustrelitz als Gedenk- und Erinnerungsort sowie Ort der historisch-politischen Bildungsarbeit“ wird von den Autoren Dr. Christian Halbrock und Dr. Kathrin Passens vorgestellt und vom Verein beschlossen. Es enthält auch Hinweise auf Zeitzeugen.

2014
Die für den 25.Oktober geplante Eröffnung des Gedenkortes konnte nicht stattfinden, da die Betriebskosten (inzwischen zwar reduziert) nach wie vor nicht aufgebracht werden konnten und so keine Nutzungsvereinbarung möglich war.
Dennoch wurde dieser Tag für die Enthüllung der Stelen genutzt, deren Finanzierung durch eine Zuwendung der Landesbeauftragten sowie Spenden möglich wurde.

3. Die Eröffnung und Gestaltung des Erinnerungsortes

2016
Durch Teilnahme am Bundesprogramm „Demokratie leben“ erhält der Verein erstmals finanzielle Förderung bis zum 31.12.2016. Für diesen Zeitraum wurde eine Nutzungsvereinbarung für den Zellentrakt im 2. Obergeschoss des Hafthauses mit dem Betrieb für Bau und Liegenschaften MV geschlossen.

Eröffnung des Erinnerungsortes am 11. September 2016 unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit (ca. 250 Besucher).

2017 und 2018

Über eine Kooperationsvereinbarung mit dem Kulturquartier Neustrelitz kann der Erinnerungsort zunächst 1x monatlich mit einer Führung zugänglich gemacht werden. Es finden Bürgerberatungen der damaligen Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Neubrandenburg zur Akteneinsicht im Erinnerungsort statt. Der Verein veranstaltet Lesungen und Filmvorführungen. Überlegungen zur Erarbeitung einer Dauerausstellung werden konkretisiert.

2019 bis 2021
Das Projekt „Zeitzeugeninterviews und Erarbeitung einer Dauerausstellung“ nimmt den Verein in Anspruch. Gefördert durch Bundes- und Landesmittel können 20 Zeitzeugen durch Julia Reichheim professionell interviewt werden. Dr. Klaus-Michael Körner übernimmt die Projektleitung für die Dauerausstellung. In einem weiteren Parallelprojekt wird mit der Erarbeitung pädagogischer Materialien für den Erinnerungsort begonnen. 2021 wechselt der Vereinsvorsitz von Dr. Körner auf Kathrin Engel.

2022
Die Zeitzeugeninterviews sind abgeschlossen, und die Dauerausstellung wird am 11. September eröffnet und bis Ende Oktober 2x wöchentlich geöffnet. Die pädagogischen Materialien werden fertig gestellt. An der Schaffung einer hauptamtlichen Stelle, um den Erinnerungsort auch entsprechend professionell betreiben zu können, wird nach wie vor gearbeitet.